Dienstag, 28. Mai 2019

die Liebe

ein unerforschtes, unerklärbares Mysterium.

Liebe.
Ich liebe auf viele Arten.
Meine größte Liebe war meine Oma. Ich habe so oft versucht, dieses Band zwischen
uns auf ein Blatt Papier zu bringen. Ich habe versucht, diese Liebe festzuhalten.
Mit Wörtern, zwischen Zeilen und sogar auf Fotos- aber es ist mir nie gelungen.
Meine Oma war der liebste Mensch, den ich kannte und wahrscheinlich je kennen werde.
Ich. Mir fehlen schon wieder die Worte. Obwohl es so viel zu sagen gibt. Ich könnte es in Kapiteln
schreiben. Mir fallen so viele Dinge ein, die ich allen über sie sagen möchte. Vielleicht irgendwann..
Ich habe nie wieder für jemanden so empfunden.
Und sie fehlt mir- jeden Tag.
Ich kann nicht an ihr Grab gehen. Und selbst wenn ich es einmal schaffe, kullern die Tränen
schon, wenn ich noch auf dem Parkplatz bin. Nach all den Jahren. Viel zu lange ist es her, dass ich
ihr wunderschönes Lächeln sehen konnte,mit dem sie mich immer ansteckte. Und viel zu lange ist
es her, dass ich ihre kleinen, rauen Hände in meinen halten konnte.
Sie war meine beste Freundin. Meine Oma hat gegenüber von uns gewohnt und ich war jeden Tag dort. Sie hatte immer furchtbar leckeren Tee und ich erinnere mich so gerne an diese Zeit.
Auf dem Küchentisch standen immer Blumen. Im Winter brannte der Ofen und das Holz knisterte und ich durfte den braunen Zucker lutschen. Wir haben zusammen den Kaugummiautomaten geknackt und zusammen Pudding gegessen. Meine Oma wa der liebste Mensch auf der Welt.
Alle Kinder haben ein Osternest bekommen und jeder war jederzeit willkommen. Sie war meine größte Liebe. Einmal habe ich ihr Schnaps aus dem Keller geklaut aber ich konnte es nicht aushalten und habe es ihr gesagt.. Sie hat mich umarmt.
Und dann haben wir einen Schnaps zusammen getrunken. Ich hatte keine Geheimnisse vor ihr. Sie war immer so liebevoll und herzlich. Und ich kann mich in all den Jahren, in denen ich bei ihr war nicht an ein einziges Mal erinnern, an dem sie auf mich geschimpft hat. Irgendwann vergaß sie wo ihre Marmelade stand. Und das ist das einschneidene Erlebnis für mich. Mit dem Vergessen der Marmelade fing für mich alles an. Meine geliebte Oma wurde krank. Ich saß lange an ihrem Bett, kochte ihr Tee und Suppe. So wie sie damals für mich. Ich ermutigte sie zum Essen und stütze ihr dabei den Rücken wenn sie drohte wegzusacken. Ich ermutigte sie zum Gehen, bis sie es nicht mehr konnte. Ich hasste zu sehen, wie schwach sie war. Und so oft wollte ich an ihrem Krankenbett weinen. Doch ich tat es nie.
Ich war immer stark für sie. Und sie für mich. Sie hat ihr Lachen nie verloren.
Und dann ist meine Oma verstorben. Meine größte Liebe.
Ich wollte nie mehr fühlen. Ich war wie betäubt. Ging normal zur Arbeit, zog meine Prüfung durch und erzählte es solange nicht, wie es nicht nötig war. Zu unreal.
Meine liebe Oma.
Meine Kamera rühre ich bis heute kaum an. Denn es erinnert mich so sehr an sie. Das Fotografieren.
Meine Oma hat mir viel über die Liebe beigebracht. Über bedinungslose Liebe. Über Fürsorge, Geborgenheit und Zuflucht. Konflikte löse ich mit Geduld. Ich werde so gut wie nie laut. Das mag doof klingen, aber ich versuche sowas mit Liebe zu lösen. Für mich persönliche brachte es immer mehr, als jeder laute Streit. Mehr als wegrennen. Eine warme Umarmung löste viel mehr.
Dann lernte ich ihn kennen.  Da war plötzlich jemand, der mir Halt gab.
Jemand, der mein Herz heilen wollte und weil diese Wunde mit meiner Oma so tief ist, hatte ich immer so schreckliche Angst, dass mir das mit Frank auch passiert.


Und es passierte.

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